Aus der Geschichte der Evangelischen in Bobingen
Wie alles begann
Evangelische Geschichte in Bobingen begann erst Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Zuzug einiger Protestanten, unter ihnen Max Schnizlein, späterer Besitzer des Unteren Schlösschens. Vor der Einpfarrung von Bobingen, Wehringen und Straßberg in die evangelische Pfarrgemeinde Königsbrunn im Jahr 1909 wurden diese durch das Pfarramt Königsbrunn "karitativ pastoriert": Gottesdienste und Religionsunterricht fanden in Königsbrunn statt.
1912 gab es ca. 70 Evangelische. Von 1925 bis 1927 traf sich "evangelische Kirche" im "Nähsaal" der katholischen Volksschule Bobingen, bis 1934 im Unteren Schlösschen.
Die Notkirche
Eine vom Wehrmachtlager Lechfeld erworbene Kirchenbaracke wurde am 16. Dezember 1934 als "Notkirche" für die wachsende evangelische Gemeinde in Bobingen eingeweiht.
Am 21. März 1949 wurde die Tochterkirchengemeinde Bobingen gebildet, die nun ihren eigenen Kirchenvorstand wählen durfte. Mit dem 1. August 1954 war die evangelische Kirchengemeinde als "Exponiertes Vikariat" selbstständig, sie bestand aus 1050 Evangelischen.
Der Grundstein für eine neue Kirche wurde am 24. April 1960 gelegt - unsere Dreifaltigkeitskirche, die auf dem gleichen Gelände wie die wenige Wochen zuvor abgerissene Notkirche gebaut wurde. Dekan Dr. Lindenmeyer hielt bei der Grundsteinlegung die Festansprache; in einem kupfernen Behälter wurden in den Grundstein des Altars die unten abgebildete Urkunde, damals gültige Münzen, eine Tageszeitung und das Evangelische Kirchenblatt eingemauert.
Nur wenige Monate später, am 17. August 1960, wurde die Evangelisch-Lutherische Pfarrei Bobingen errichtet. Zur Kirchengemeinde Bobingen gehörten die politischen Gemeinden Wehringen, Straßberg, Reinhartshausen und Burgwalden.
Der Bunker
Die Dreifaltigkeitskirche wurde über einem Luftschutzbunker errichtet, der während des 2. Weltkrieges vermutlich für vier benachbarte Wohngebäude gebaut wurde. Er besteht aus drei seitlich versetzten Bunkerräumen, je 16m lang und 1,40m breit. Auf Stahlkonsolen waren Längssitzbänke angebracht, unter denen Koffer platziert werden konnten. Es war Platz für ca. 90 Personen. Auch heute noch ist der Bunker begehbar.
Die Einweihung der Kirche
Am Sonntag Judika, den 19. März 1961, wurde nach einjähriger Bauzeit die Dreifaltigkeitskirche durch Kreisdekan Oberkirchenrat Schabert eingeweiht. Der Einladung, die unter den Worten des 26. Psalms stand, waren viele Gläubige gefolgt; sie wurden Zeugen der Schlüsselübergabe an Pfarrer Wolfgang Beyrich. Damit hatten die evangelischen Christen in Bobingen endgültig eine Heimat gefunden! Das Gotteshaus, das mit schlichter Klarheit den Blick nach vorne zu Altar, Kanzel und Taufstein lenkt, war ein Werk des Architekten Wilhelm Wichtendahl, der im gleichen Gebäudekomplex auch Gemeindesaal, Kellerräume und Pfarrwohnung angliederte.
41 Jahre später wurde wieder zum Spaten gegriffen - angesichts des stetig wachsenden Gemeindelebens stand ein neuer Bau an...
Unser Gemeindehaus
Was mit dem Spatenstich 2002 begann, war lange geplant und nach neunmonatiger Bauzeit am 1. Juni 2003 vollendet: Unser Gemeindehaus wurde eingeweiht! Heiner Förderreuther entwarf die Gebäudeform, die mit der Kirche eine harmonische Einheit bildet und durch den Architekten Marcus Kirchberger fortgeführt wurde. Dem unglaublichen Engagement des Pfarrer-Ehepaares Barraud-Volk und vieler Ehrenamtlicher ist es zu verdanken, dass der zweigeschossige Bau mit Bogendach samt Pfarramt, Mutter-Kind-Raum, Jugendraum, großem Saal und Emporenraum entstand. Ebenso beeindruckend war die finanzielle Unterstützung aus der eigenen Gemeinde, duch die Stadt Bobingen und von Wehringen und Oberottmarshausen. Heute steht das Haus den rund 3100 Gemeindegliedern und vielen Gästen als Ort der lebendigen Begegnung offen. Dass unsere Räume auch weiterhin so schön bleiben, dafür sorgt unser tolles Bauteam.
(Verfasst von Dr. Otto Engel, Vertrauensmann des Kirchenvorstandes)
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